STFCG - Science To Fantasy Club Goslar e.V.
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Ray Park- Die unerwartete Versuchung

Tja, da fährt man auf die Fedcon und humpelt sich durch die Massen (da war ich noch an „Unterarm-Geh-Hilfen“,offizielle Bezeichnung), eigentlich interessiert einen zu der Zeit MATRIX wesentlich mehr, und was passiert?
Das was wir alle schon mal erlebt haben, nämlich, daß ein kleiner Nebendarsteller plötzlich der Grund für nasse Hände und unerklärliche innere Unruhe wird.
Typischer Anfall von temporärem Con-Fieber halt.
Man fotografiert und starrt wie hypnotisiert auf die Bühne, um ja auch jedes noch so kleine Detail aufzusaugen...

 

Wo ich IHN denn schon bemerkt hatte,war natürlich Episode 1, X-MEN und dann auch im Zusatzmaterial von Sleepy Hollow. Dort mimte er alle Kampfszenen zu Fuß mit einer blauen Kappe auf dem Kopf ( kich...!).

Naja, da steht dann dieser Schotte Baujahr 74 nach einer gehüpften Schraube ein bischen nervös auf der Bühne, so gesund ( Jop! Das ist ein echter Grund für mich als KG zu Wachsamkeit) und unkompliziert, keine Spur von Stardom und ist erleichtert, als jemand an das Mikro geht und fragt, ob man denn mal die Lichtklingen mit ihm kreuzen dürfte.
Und dann gibt es Fans, die sehen dabei nicht nur wegen ihrer Kostüme geil aus, sondern die können das auch noch!

 

So fing es bei mir an, das Con-Fieber, und es hält bis heute an.
Das wollte ich auch können, so harmonisch ein Lichtschwert zu wirbeln, dabei martialisch und elegant zugleich aussehen.
Ich habe ihn gefragt, was er denn von den Kampfchoroegrafien in MATRIX hält, ob er sie für gelungen ansieht und ob er den Choreografen Yuen Woo Ping schon vorher kannte. Als einzig notwendige Antwort sagte er, daß er Yuen als seinen Meister ansehe.
Oben in den Ausstellungsräumen der Fans trafen Doro und ich dann auch den Besten der Schwertkämpfer bei „Lichtstab.de“,die sich den Raum mit den Kostümschneidern teilten.
Erstmal haben Doro und ich Fotos von uns machen lassen, wie wir die Klingen kreuzen.
Und anschließend habe ich diesen Menschen gebeten, mir moves zu zeigen.

Beim zweiten Auftritt von Ray habe ich dann mit den Augen alles geklaut was ging, denn es regte sich heftig der Wunsch: DAS WILL ICH AUCH

 

Verwegen, das gebe ich zu. Aber als sich der Alltag plötzlich dahingehend veränderte, daß ich in meinen Mittagspausen und nach Feierabend in der Praxis blieb, um hinten im Gruppenraum mit dem Eschenholzstab das Gesehene einzustudieren, da war klar für mich: Das geht weit über Con-Fieber hinaus.

Ich hatte ein Foto mit Ray machen lassen ( super Idee, ein professioneller Fotograf machtdie Fotografie und man sie am nächsten Tag abholen) und bat ihn um ein Autogramm mit dem Zusatz „remember the lesson“.

Was ich denn gelernt hätte, wollte er wissen. Dinge nicht zu dramatisieren, habe ich geantwortet.
Denn auf die Frage, woher er denn die Narbe an seiner linken Kinnseite her hätte, die sich fast über die gesamte Kieferlänge zieht, da antwortete er, es hätte jemand versucht, ihn mit einem Messer die Kehle zu durchtrennen, weil er mit dem falschen Mädel ausgegangen war. Aber das wäre nicht dramatisch.Und er meinte das genau so.

Die Galileo rückte immer näher, und noch immer hatte ich mich nicht bequemt, ein Hotelzimmer oder eine Karte zu organisieren.
Wesentlich disziplinierter geht es seitdem in meinen Mittagspausen zu.
Es hilft, zu zentrieren, und macht es mir möglich, einen freien Kopf für die nächste Therapie zu haben.

Eine Woche vor der Con war ich noch immer unentschlossen.
Es war zum Verzweifeln; einerseits wollte ich mich nicht lächerlich machen, andererseits wollte ich meine Fortschritte sozusagen absegnen lassen.
Da es keine Zufälle gibt, merkte eine Patientin von mir diesen Konflikt und brachte mich dazu, eine Münze zu werfen. Das Ergebnis kennt ihr.

Und dann kriege ich auch noch die Fanmoderation...

 

Einfach war das für mich hinter der Bühne gar nicht, denn ich hatte Ray gefragt, ob er denn auch dieses Mal Schaukämpfe machen würde, z. B. mit mir, und ich sehe noch jetzt seinen abschätzenden Blick über mich meine Ausmaße wandern.
„Hups!“ denke ich noch und „das kann ja was werden“.

Nichts für ungut, aber in dem Moment wo er wußte, daß ich tatsächlich wirbeln gelernt hatte, und für mich der Untericht begann, da wart ihr alle weg für mich.
Nur wenn geklatscht wurde, wurde ich mir der Umstände bewußt.

Immer schneller und schneller die Schlagabfolge, trotzdem konzentriert bleiben, ich will ihn ja nicht verletzen, bin ja schließlich kein Profi. Und dann der Moment wo er mich mit seinem Blick herausfordert, ihn noch weiter in seine Richtung zu treiben, mit diesem Glitzern im Augenwinkel „ mal sehen, was sie macht“.
„Ach nee...“ denke ich „jetzt will er mich wirklich kennen lernen“. Gut, klack-klack und statt Pose ein Ausfallschritt. Meine Schwertspitze stoppt wenige Zentimeter vor seinem linken Auge.

Erst Erschrecken in seinem Gesicht, dann belustigte Erleichterung als er sieht, wie sich meine Augenbraue langsam hebt „ ich hätte SCHON weiter gekonnt...“.

Was darauf folgt ist völlig neu und unabgesprochen, aber als ich von ihm rückwärts über die Bühne gescheucht werde, setzt er keinen Treffer!
Mit jedem Schritt wird euer Applaus lauter und ich weiß „ jetzt ist es echtes Spiel,klasse!“
Diese Szene war sogar im Video auf der Closing zu sehen!

Abends in der Hotelbar sagt er zu mir „ hey Sonja, you were really,really good“
und ich denke nur noch mit dankbarem Glitzern „see you next time!“.

Am nächsten Tag tauchte Neo persönlich auf, um Ray herauszufordern. Und wie sich herausstellte, war das der Typ , der mir auf der Fedcon meine ersten moves gezeigt hatte...

Was die beiden zeigten, war nicht nur humorös, sondern auch eine wahre Augenweide.
Wartet mal ab, was ich mir zum nächsten mal einfallen lasse!

Bis dahin bin und bleibe ich euer charming-bär

sonja


P.S. Regina, you are my own personel Jesus Christ!